Wir brauchen Schönheit

Es ist in uns angelegt, von Schönheit und Harmonie angezogen zu werden. Da entspannen sich Körper und Geist, und unser Herz atmet auf. Harmonie und Schönheit sind jedoch für die meisten von uns nur Ruhebänke auf dem Weg durch das oft nicht so ruhige Leben. Im Buch Die Pilgerreise von John Bunyan wird der Weg eines spirituellen Suchenden beschrieben. Auf diesem Weg gibt es ein Palast „Schönheit“, den der Schöpfer gebaut hat, damit die Pilger sich dort ausruhen und Kräfte sammeln.

Wenn wir uns der Schönheit um uns herum bewusst werden, wenn wir in einer schöneren Welt leben, werden wir mehr Kraft für all das haben, was wir machen wollen. Auch für den Weg zu uns selbst.

Schönheit ist Energie

Weil wir heute die Welt in erster Linie durch Augen wahrnehmen, ist unser Schönheitsideal durch Medien geprägt. Ob Werbung, bezahlte Artikel, Nachrichten oder Kommentare, dahinter stecken wirtschaftliche Interessen, Kampf um Fans, Zuschauer oder Umsätze, jedoch kein Empfinden von Schönheit. Und es wirkt wie Gehirnwäsche.

Schön ist das, was mir gefällt. Stimmt das ?

Oder heißt es eher: Schön ist das, was mich vibrieren lässt ? Schönheit spricht uns an. Ob wir etwas sehen, hören oder schmecken, unser Körper reagiert: Wir lächeln, unser Atemrhythmus ändert sich, Glückshormone werden ausgeschüttet.

Schönheit ist eine Erfahrung, die gut für unsere Gesundheit und Wohlbefinden ist.

Letztendlich ist Schönheit eine Schwingung, mit der wir in Resonanz treten. Wir tun es insofern und in dem Maß, wie wir den inneren Korsett abgeschmolzen haben. Wir reagieren auf Musik nur, wenn wir sie hören. Schönheit hören wir mit allen Sinnen. Sie lässt unseren Körper vibrieren.

Hildegard von Bingen schrieb: Alles tönt. Mit Ohrstöpseln werden wir keine Schönheit hören. Und mit dem Walkman unterwegs, werden wir nur einen Teil der uns umgebenden Schönheit wahrnehmen. Wer zu fokussiert auf seine Ziele ist, wird viel Schönheit übersehen. Alles hat seinen Preis - ob Ziele oder Schönheit Wahrnehmen.

Also ist Schönheit doch das, was mir gefällt: Das, womit ich in Resonanz trete. Ich schwinge mit. Je stärker die Schwingung, desto intensiver die Erfahrung der Schönheit.

Schönheit ist Kommunikation

Ob mit Menschen oder alten Möbeln, oder auch mit uns selbst, um etwas als schön zu erfahren, müssen wir damit in Beziehung und Resonanz treten. Schönheit ist Kommunikation. Es gibt kein autistisches Empfinden von Schönheit. Wenn mir etwas gefällt, gibt es bereits eine Verbindung zwischen mir und dem, was mir gefällt. Wenn ich mich schön finde, bin ich in Kontakt mit mir selbst. Ich muss dazu nicht im Spiegel schauen.

Da wir in einer von Medien dominierten visuellen Welt leben, lebten wir in einer schöneren Welt, wenn wir darauf achten würden, Schönheit mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das bedeutet, sich auf Kommunikation einlassen, sich öffnen, Austausch zulassen - mit allen Sinnen, auch mit dem sechsten Sinn.

Beobachtet um euch herum: Was empfindet ihr als schön? Für mich ist etwas schön, wenn ich mich lebendig fühle. Und ich mache die Erfahrung, dass ich als schön erlebt werde, wenn ich mich mit meiner Energie verbinden UND mich für den anderen öffne. Offene Menschen gelten als eher als 'schön', weil wir mit ihnen leichter in Resonanz treten können.

Wie würde sich unsere Welt verändern, wenn wir zu ihr nicht mehr überwiegend durch unsere Augen in Kontakt treten würden? Wie würde sich unser Leben verändern, wenn es uns zu wenig wäre, die Welt nur durch einen Spalt, nur durch ein Fenster zu sehen?

Naturvölker nutzen besser die 5 Sinne. Im Urwald hängt davon das Überleben ab. Wir leben urban und sehen Schönheit in den Medien. Ist das nicht eine Art von Verkümmerung?

Wir brauchen Erfahrungen der Schönheit, um zu überleben.
Da draußen wartet die Schönheit auf uns.

Exkurs: Chado - Der Teeweg

Chado ist ein Weg der geistiger Sammlung in einem äusseren Rahmen der Schönheit und Harmonie. Architektur, Malerei, Gartengestaltung, Dichtung und Ikebana gehören dazu. Alle Sinne werden angesprochen. Die meditative Stille regeneriert Geist und Körper.

"Nur wer einen Zustand von Gelassenheit bewahren kann, wird auch fähig sein, die dem Tee innewohnende Ruhe zu würdigen. Ein aufgeregter Mensch wird niemals die Stille des Tees erkennen." (Popchong Sunim)